Kohle mit Uran, Thorium und Radium
Publik, Bukowina, Horno, Barak, Rowno, Lacoma und noch 128 weitere Dörfer, alle mitten im Herzen des sorbischen Siedlungsgebietes. Ausgelöscht für einen Fortschritt der keiner ist. Tagebaue werfen selbst den Grundwasserspiegel aus der Balance. So stehen in Dörfern Keller unter Wasser. In weiten Landstrichen breitet sich dagegen brandgefährliche Trockenheit aus.
Kohle enthält fast immer radioaktives Uran, Thorium und Radium. Einige Tagebaugruben sind mit Schwermetallen und Algen verseucht, so dass Baden dort riskant und Fisch ungeniessbar ist. Zudem bedrohen Erdrutsche Häuser. Die Lausitzer Bergbau AG (Laubag) erklärt, dass sie seit Beginn des Kohleabbaus über 750 Quadratkilometer Land "in Anspruch genommen hätte" - ein recht kühner Euphemismus für die Zerstörung eines Gebietes von der Größe des Stadtstaates Hamburg.
Prof. Joachim Katzur, Leiter des Forschungsinstitutes für Bergbaufolgelandschaften, wird in einem ZEIT-Gespräch konkreter: "Eigentlich beeinträchtigt der Lausitzer Bergbau eine viermal so große Fläche, wenn die Landstriche, in denen der Fluss des Grundwassers gestört ist, dazu gerechnet werden." Und weiter heißt es dort: "Was die Bagger hinterlassen, ist Abraum, ausgekohlte, nutzlose Erde. Was der Mensch nicht benötigt, spucken Förderbrücken wieder aus, werfen es auf zu Streifenhalden, die bald der Regen zerfurcht. Von wegen Mondlandschaft: Der Mond ist eine Idylle verglichen mit ausgeräumten Tagebauen". Um die Kohlegruben wasserfrei zu halten, pumpte die Laubag allein im Jahr 1992 über eine Milliarde Kubikmeter Wasser rund um die Tagebaue ab. Für jede Tonne Rohkohle verbraucht der Kohlestromer 105 Tonnen Wasser. Nach einem Förderstopp würde es etwa dreissig Jahre dauern, bis sich der Grundwasserspiegel wieder normalisiert. |