Die Wurzel: Der FundamentalismusMan kann und muss sich nun natürlich fragen, warum vor allem in der Umweltbewegung, in den Umweltverbänden, im Umweltbundesamt usw., bei all diesen ohne jeden Zweifel von einem entschiedenen Willen zur Bewahrung der Umwelt und zur Rettung des Klimas beseelten Kräften eine Haltung so tief verwurzelt ist, die Rettung der Welt geradezu verhindert.
Die Antwort lässt sich wohl nur mit einem Blick in die Psychologie und in die Geschichte der Umweltbewegung finden. Nicht allein ihre Wurzeln in der APO (Außerparlamentarischen Opposition) von 1968 ff. mit ihrer Wirtschafts- und Technikfeindlichkeit verstellen, weil ja die Wirtschaft den bösen Kapitalisten gehört und die Atomtechnik eine Technologie ist, den Blick auf wirtschaftliche und technische Lösungen, auch nicht der Umstand allein, dass es viel leichter ist, gegen etwas als für etwas zu sein nein, der Knoten in der Seele liegt in dem Willen zu einem "wirklich konsequenten" Verhalten oder, je nach Lesart, einer Radikalität, die den Problemen wirklich an die Wurzel geht.
Fundamentalismus hat sich als weiterer Begriff für diese subjektiv so aufrichtige Haltung eingebürgert. Ihre meist unausgesprochene Grundaussage ist: das Problem ist die Energie, nicht die verschmutzende Energie. Das Problem sind die Autos, nicht die Autoabgase. Deshalb heißt die Forderung des VCD nicht "saubere Autos", sondern Abschaffung der Autos: Fahrt mit dem Fahrrad, mit der Bahn, geht zu Fuß! Und wenn das nicht geht: Sparsamere Autos.
Aus der vermeintlich so radikalen Forderung geht, weil sie sich nicht realisieren lässt, eine ganz zahme hervor: von allem Dreck etwas weniger. Der Tiger ist zum Bettvorleger mutiert; aus der Allmachtsphantasie ist, ganz wie im richtigen Leben, die Ohnmacht geworden: eine (vorgeschlagene) Problemlösung, die das Problem nicht löst. |