Historischer Exkurs: Reform oder RevolutionFür die historisch Interessierten gibt es eine aufschlußreiche Parallele vor hundert Jahren. Damals tobte ein erbitterter Streit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten, d. h. zwischen Revolutionären und Reformisten: letztere wurden geschmäht, weil sie nicht das kapitalistische System insgesamt abschaffen wollten, sondern nur den "Arzt am Krankenbett des Kapitalismus" spielen.
Jede Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse würde nur das Leiden verlängern und die Arbeiterklasse um ihre Befreiung bringen. Die Geschichte hat ihr Urteil darüber gesprochen wenn auch nicht alle daraus gelernt haben. Auch Heute noch wieder - wollen einige lieber den Kapitalismus abschaffen als Arbeitsplätze schaffen und damit den Arbeitslosen helfen. Das Problem ist der Kapitalismus, nicht die Arbeitslosigkeit. Deshalb muss der Kapitalismus abgeschafft werden, nicht die Arbeitslosigkeit.
Strukturell verhält sich der Fundamentalist bei den Autos genauso: das Problem sind die Autos, nicht die Schadstoffe, der Feinstaub und das CO2, die aus dem Auspuff kommen. Demgemäß ist die einzig richtige Zielsetzung: Weg mit dem Auto. Exakt dies wird unter "Verkehrswende" verstanden, nicht etwa der Übergang von schmutzigen Autos mit Verbrennungsmotor zu sauberen Autos mit Elektroantrieb. Hier, in dieser schwer durchschaubaren geistigen Verwirrung liegt wohl das tiefere Geheimnis, warum wir mit einer wirklichen Verkehrswende nicht vorankommen.
Wenn wir mit einer wirklichen Energie- und Verkehrswende auch 70 Jahre warten, kann es tatsächlich zum Untergang der Menschheit kommen. Vielleicht kann man Hamburg, London und New York eindeichen oder ein Stück landeinwärts verlegen, aber was passiert, wenn auf der Erde keine Pflanzen mehr wachsen? |